Zwei tolle Nachwuchsfahrer gefunden

Im März 2022 starteten wir die Aktion „Heinkel-Freunde Kinzigtal sucht Nachwuchsfahrer“. Über unsere Homepage, Facebook, Instagram und auch Ebay-Kleinanzeige wurde die Aktion bekannt gemacht. Dafür bekamen wir extrem viel Zuspruch aus der Heinkel-Gemeinde, wie von anderen Oldtimer-Gruppen und Vereinen. Sogar die Fachzeitschrift Oldtimer Praxis hatte darüber berichtet. Über Kleinanzeigen kamen einige Bewerbungen rein, leider nie mit so richtigen Ambitionen und dem Willen und dem Wissen, was es bedeutet, einen Oldtimer zu hegen und pflegen. Es dauerte tatsächlich fast zwei Jahre, bis der erste richtige Kandidat mit einer tollen Bewerbung auf uns zukam. Die Krönung war dann, dass keine zwei Wochen später ein zweiter potenzieller Kandidat mit ebenfalls einem super Bewerbungsschreiben sich bei uns meldete.

Maurice und Jakob
Nach langer Suche haben sich erfreulicherweise gleich zwei Kandidaten auf einmal auf unsere Anzeige gemeldet. Beide bewarben sich mit einem tollen Schreiben um den ausgeschriebenen Roller. Maurice links im Bild und Jakob.

Mit Zustimmung von Jakob und Maurice möchten wir Euch die zwei Bewerbungen nicht vorenthalten:

Bewerbung von Jakob

Hallo liebe Heinkel Freunde Kinzigtal!

Mein Name ist Jakob. Ich bin 24 Jahre alt, studiere in Offenburg Medien. Gestaltung und Produktion und habe während der Coronazeit das Schrauben und Basteln für mich komplett wieder entdeckt. In den Lockdowns habe ich mit einem Studienkolleg eine Suzuki ZR50 Baujahr 1979 restauriert (während er seine Honda CB 50 BJ 77 gemacht hat). Viele Tage, an die ich mich gerne erinnere. Das Schrauben und das anschließende Fahren unserer Maschinen waren für uns das Größte. Nach Marseille wollten (und wollen) wir mit den kleinen 50ern fahren – den Schwarzwald haben wir längst unsicher gemacht. 😉 Leider ist der Kollege mittlerweile nach Freiburg gezogen und unsere Schraubertreffen und Ausfahrten haben sich seitdem auf ein Minimum reduziert. Da ich mich grade so „warm“-geschraubt habe, suchte ich stetig nach neuen Baustellen, um meine Schrauberkünste herauszufordern. Um mein Studentenbudget zu erhöhen, kaufte ich über Kleinanzeigen die diversesten Gegenstände (meist defekt) und verkaufte sie, nachdem sie repariert waren, mit Gewinn weiter. Schallplattenspieler, Kassettendecks, Küchenmaschinen, Fernseher, Spielekonsole uvm. habe ich fast immer nach etwas Recherche repariert bekommen. Nach einer Weile konnte ich mir eine Honda CB200 (Baujahr 1977) leisten, welche 40 Jahre lang abgemeldet und komplett auseinandergebaut in einem Keller stand. Zwei Monate lang habe ich das Motorrad von Grund auf neu aufgebaut – bis ich es schließlich im ersten Versuch über den TÜV und auf die Zulassungsstelle geschafft habe.
Jetzt hatte ich ein Motorrad – jedoch noch keinen Motorradführerschein. Um diesen zu finanzieren, musste ich meine geliebte Suzuki verkaufen. Nachdem ich den Führerschein hatte, kaufte ich mir für wenig Geld zwei Flutopfer BMWs aus dem Ahrtal. Aus beiden konnte ich eine solide Maschine zusammenbauen und TÜVen, welche ich bis vor Kurzem noch gefahren bin…
Puh, ich merke schon, ich verliere mich total. Daher breche ich diesen Roman an dieser Stelle ab. Mein eigentliches Anliegen:
Ich hätte mir vor etwa zwei Jahren fast eine Heinkel Tourist (Scheunenfund im fiesen Zustand) gekauft. Sie wurde mir jedoch leider vor der Nase weggeschnappt. Ich habe mich total in das verrückte Design verguckt und mein Urgroßvater (den ich bedauerlicherweise nicht mehr kennenlernen durfte) ist so ein Teil auch eine ganze Weile lang gefahren. Jetzt bin ich sowieso auf der Suche nach anderen Verrückten, die auch auf alten Kram stehen und gerne schrauben. Daher würde ich Euch gerne mal kennenlernen – auf ein Bier oder zwei. Unabhängig davon, ob die Heinkel nicht vielleicht sogar inzwischen einen anderen Besitzer gefunden hat.
Meldet Euch doch gerne mal 🙂
Liebe Grüße aus Offenburg
Jakob

Bewerbung Maurice

Hallo liebe Heinkelfreunde!


Zunächst mal: Gilt denn das Angebot noch?
Wenn ja, hätte ich großes Interesse.
Ich bin Maurice, 18 Jahre alt und komme aus Oberkirch. Ich will nicht sagen, dass ich Benzin im Blut habe – das klingt mir irgendwie zu ungesund – aber das Zweiradfieber hat mich schon gepackt, um es mal harmlos zu formulieren. Wir haben daheim mittlerweile neun Mopeds und Motorräder, von denen ich drei restauriert habe. Das Erste mit 15 Jahren, eine Kreidler Florett K54 vom Opa, mit Unterstützung von Bernhard S., bei dem ich dann auch ca. 1 Jahr als Aushilfe mitarbeiten durfte.
So viel erstmal zu mir. Habt Ihr denn einen Stammtisch o.ä. zum gegenseitigen „Beschnuppern“?
Viele Grüße

Maurice


P.S.: Ist der NSU-Karli bei Euch auch Mitglied? Auf Eurer Homepage steht auch Zunsweier…
Ich frage deshalb, weil mein Vater (Andreas) ein ehemaliger Bahnkollege von ihm ist

Jetzt benötigten wir einen zweiten Roller

Wir konnten unser Glück kaum fassen, allerdings stellte uns nun das Ganze vor ein kleines Problem. Da unser Roller an den ersten Bewerber Jakob ging, wollten wir jetzt auch einen Zweiten für Maurice finden. Mit einem Aufruf über die sozialen Medien haben wir erstaunlich schnell einen passenden Roller gefunden. Die Heinkel-Freunde Süd-Westfalen meldeten sich über Instagram und boten uns einen 103-A2 an. Die Finanzierung des Rollers war auch schnell geregelt. Mit einem spontanen Spendenaufruf bei den Heinkel-Freunde Kinzigtal wurde genügend Geld gesammelt, sodass es auch noch für T-Shirts, Pulli, unseren Aufkleber und die Anmeldung bei Heinkel-Club für beide reichte.

Einen Heinkel Tourist 103 A1 für Jakob

Am 31.12.2023 durfte Jakob seinen Roller in Zell a.H. in Empfang nehmen. Robert hatte den Roller bereits aus dem Schopf herausgeholt und dazu noch seinen VW-Kombi zum Transport zur Verfügung gestellt.

Einen Heinkel Tourist 103 A2 für Maurice

Der zweite Roller wurde von uns bei den Heinkel-Freunden Süd-Westfalen abgeholt. Am Wochenende vom 27.+28.01.24 fuhren wir zu dritt (Maurice, Pirmin und Patrick) nach Drolshagen in der Nähe von Olpe. Mit einem großen Anhänger mit Plane ging es am Samstagmorgen auf die A5 Richtung Norden. Am späten Nachmittag trafen wir in Drolshagen ein und natürlich musste der begehrte Roller auch gleich begutachtet werden. Dieser stammte aus dem Nachlass des kürzlich verstorbenen Heinkel-Freund Hans-Peter Breer aus Hamm und musste wieder zusammen gebaut werden. Unseren Anhänger durften wir bei Tobias und Walter im Hof stehen lassen. Wir übernachteten in Olpe im Kochs Stadthotel. Nach dem Frühstück am nächsten Morgen luden wir den Roller samt Teile auf und es ging wieder zurück in die Heimat.

Die Heinkel Freunde Kinzigtal freuen sich riesig auf die beiden

Auch wenn wir lange gesucht haben und warten mussten, sind wir nun überglücklich und megastolz darüber, zwei tollen jungen Menschen den Einstieg in unser schönes Hobby zu ermöglichen. Das hat sich u.A. schon bei unserer Spendenaktion gezeigt und dabei ist erfreulicherweise doch so einiges zusammen gekommen. Es würde uns ganz besonders freuen, wenn dieser Bericht andere regionale Clubs dazu animiert, solche Nachwuchsprojekte zu starten, um unser schönes Hobby zu bewahren. Jetzt sind alle erstmal sehr gespannt, was aus den beiden Roller wird und ob wir sie vielleicht schon beim Heinkel Treffen 2024 in Jülich sehen werden.

Vielen Dank an alle Unterstützer: Robert für den Roller, die Heinkel-Freunde Süd-Westfalen (insbesondere Tobias und Walter) für das sehr großzügige Angebot des zweiten Rollers, Roland für die fehlende Sitzbank am A2 und natürlich an alle Geldspender der Heinkel Freunde Kinzigtal ohne die, das ganze nicht möglich gewesen wäre.

Aktuelle Information und Bilder findet Ihr auch auf unseren Instagram und Facebook-Seiten:

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